[1] Morgens legten vor mir die Zwillinge nieder das Währhäng,
Ha! ich schwöre, ich bin wahrlich der Diener des Schahs.
[2] Komm' o Schenke komm! mit der Hilfe des wirkenden Glückes
Sey der heiße Wunsch mir von dem Herrn gewährt!
[3] Reich' mir das Glas, aus Freude des Schahes Antlitz zu sehen,
Wird mein greises Haupt wieder von neuem verjüngt.
[4] Höre mir auf zu beschreiben die Lebensquelle von Chiser,
Aus den Hefen des Schahs trink' ich die Quelle Kewßer.
[5] Schah! und wenn ich den Thron der Tugend zum Himmel erhöbe
Blieb' an deiner Thür' immer ein Bettler ich noch.
[6] Tausend Jahre hindurch war ich dein Bechergenoße,
Kann vom Gnadenort ich mich entfernen vielleicht.
[7] Wenn Du aber dem Wort des Dieners Dich weigerst zu glauben,
Bringe ich von Kemal Probe und Sicherheit Dir.
[8] Gieß' ich mein Herz von Dir, und sollt' ich die Liebe dir rauben,
Wen beschenkt ich wohl? Welchem vergäb' ich mein Herz?
[9] Ben Mohammed Manßur der Sieger ist mein Beschützer
Seines Namens Kraft richtet die Feinde zu Grund.
[10] Ich bin von Ewigkeit her bestimmt zur Liebe des Schahes,
Wenn ich gleich hiedurch manchmal die Straße verlier'.
[11] Sieh' sein Namen ist mit Plejaden an Himmel geschrieben,
Wer besiegt mich im Lied? soll ich die Perlen nicht reihn?
[12] Hab' ich Falken gleich aus der Hand des Schahes gegessen,
Hat denn Rauben, und Jagd einigen Reiz noch für mich?
[13] Schah! der Löwen ergreift! Sag' an, was hast du verloren,
Deines Schattens Glück gönne uns Frieden und Ruh.
Ohne Federn und Flügel bin ich, daher ist's zu wundern,
Daß ich zum Simorg mich zu erschwingen befleiß'.
[14] Hundert Herzen erobert durch dich die Kraft des Gesanges,
Gleichsam als gliche mein Wort deinem erobernden Schwerdt.
[15] Wenn ich vorübergeh' am Rosenbeet wie der Ostwind,
Reizet mich die Cypreß, reiz't mich die Pinie nicht.
[16] Deinen Geruch vernahm ich im Feld, und auf deine Gesundheit
Reichten die Schenken der Lust einen zwey Becher mir her.
[17] Meine Sache ist's nicht, nur ein zwey Tropfen zu trinken,
Denn in Schenken ward ich ein erfahrener Greis.
[18] Immer zank' ich mit dem Lauf des Himmels, der Sterne,
Der gerechte Schah möge entscheiden den Streit.
[19] Gott sey Dank, daß sogar am äußersten Giebel des Himmels,
Gabriel an dem Thron meine Gesänge vernimmt.
[20] Aus dem Buche der Liebenden sey mein Name vertilget,
Wenn für Andere einst, Liebe die Brust mir entflammt.
[21] Wüthend stürzte auf mich, um mich zu zerreißen der Löwe,
Mager oder fett bin ich die Beute des Schahs.
[22] Mehr sind verliebet in dich als Stäubchen im Sonnenschein fliegen,
Ich ein Sonnenstaub, o! wann gelang' ich zu dir.
[23] Zeige mir an, wer hat je deine Schönheit geläugnet,
Daß aus Eifersucht ich ihm das Auge zerhau'.
[24] Siehe auf mich ist der Schatten der Sonne des Glückes gefallen,
Nun bedarf ich des Scheins anderer Sonnen nicht mehr.
[25] Keineswegs ist mein Sinn mit diesen Worten zu handeln,
Ich verkaufe und kauf' solche Liebkosungen nicht.
Immer liebet Hafis mit vollem Herzen den Propheten,
Seine Familie giebt wahrlich das Zeugniß hievon.