418
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:31.3-31.3
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:31.3
German Translation
[1]  Und regnet es Schwerter im Gau des Monds, So halte ich immer den Nacken hin.
[2]  Wir wissen nicht minder, was Sitte ist, Doch was ist mit bösem Gestirn zu thun!
[3]  Die Alten und Pred'ger versteh'n wir nicht, Den Becher und kurze Geschichten wohl.
[4]  Verliebt und betrunken nun Reue thun, Der Himmel bewahre, bewahre mich!
[5]  Von deinem Gesichte her schien kein Glanz, Ach Spiegelgesicht du bist zart und hell!
[6]  Das Dulden ist bitter, das Leben kurz, O fänd ich ein Mittel, zu ihr zu geh'n!
[7]  Was weinst du, Hafis, wenn du Liebe suchst? Muß es dir gefallen zu trinken Blut.
421
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:31.6-31.6
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:31.6
German Translation
[1]  Die Schenke war gekehrt und rein gewaschen, Er setzte sich mit Alt und Jung dort nieder.
[2]  Die Trinker standen all zum Dienst bereitet, Doch ohne Haube flog er hoch in Himmel.
[3]  Der Mond wird von des Bechers Glanz verdunkelt, Die Sonnenstraße war des Knaben Wange.
[4]  In diesem Winkel hat die Braut des Glückes Die Brauen und das Haar sich schwarz geschmücket.
[5]  Ein Engel übergoß Huris, Perien Mit Wollustnecktar statt mit Rosenwasser.
[6]  Die Buhlerinn der süßen Schenken haben Zerstört den Kreis, verstreuet die Jasminen.
[7]  Ich grüßte ihn und lächelnd gab er Antwort: Du ohne Geld und Gut, der dich berauschest,
[8]  Wer hat so was wie du gethan? Aus Schwäche, Vom Hause fern das Zelt zu Grund zu richten.
[9]  Ich fürcht', es wird das wache Glück dich fliehen, Weil du das schlafbefleckte hast umarmet.
[10]  In's Weinhaus komm' Hafis, ich will dir zeigen Zehntausend Reihen von erhörten Wünschen.
[11]  Der Himmel führt des Schahs Paradepferde, Die Engel legen Hand an seinen Bügel.
[12]  Sieh die Vernunft, die das Verborgne kennet, Sie wirft dir Küsse zu vom Himmelsdache.
440
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:32.12-32.12
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:32.12
German Translation
[1]  Des Morgens sprach ich von Begier zum Morgenwind, Er sprach: vertraue fest auf deines Herren Huld!
[2]  Das Morgen- und das Nachtgebet enthüllt den Schatz, Geh' so nur fort, daß du zuletzt zum Liebchen kommst.
[3]  Damit er Nichts von Liebe sprech', ist stumm der Kiel, Weil die Beschreibung der Begier unmöglich ist.
[4]  Aegyptischer Joseph, dich beschützet jetzt das Reich, Den Vater frag', wie sehr er liebet seinen Sohn. Die Kranken heilest du mit Wimpernschmerz, Mit deinem Moschuchaar beruhigst du das Herz.
[5]  Die Welt mit zwei Gesichtern kennet keine Huld, Was traust und bauest du auf ihren hohen Werth?
[6]  Wie lang sucht noch ein Aar wie du nach dem Gebein! O weh! des Schattens, der auf Unverdiente fällt.
[7]  Wo zu gewinnen ist, gewinnt es der Derwisch, Verleih' mir Herr Derwischenbrauch, Zufriedenheit.
[8]  Gieb nicht dein Herz den Schönen ohne Treu, Hafis! Sie machen's dir wie mit Charesm, Samarkand.
195
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.96-10.96
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.96
German Translation
[1]  Herrscher sind die Sklaven von deinen Narzißen, Weise sind berauschet von deinen Rubinen,
[2]  Dich verrieth der Ostwind, mich aber die Thränen, Niemals bleibt versteckt das Geheimniß der Liebe.
[3]  Gehst du deine doppelten Locken vorüber, Sieh die Unbeständigen, welche dran haften.
[4]  Wie der Ostwind gehe vorbei bei den Veilchen, Sieh, was deine Locken für Unheil gestiftet.
[5]  Eden ist uns einstens zum Loose bestimmet, Denn gewiß verdienen die Sünder Erbarmung.
[6]  Deine Rosenwangen besing' ich mit nichten, Tausend Nachtigallen lobpreisen dieselben.
[7]  Du mein Chiser, sey mir gesegnet und hilf mir; Denn ich bin zu Fuß, und die Anderen reiten.
[8]  Geh' zur Schenk' und röthe dein Angesicht dorten, Geh' nicht in die Zelle, dort wohnen die Gleißner.
[9]  Niemals sey Hafis von den Haaren befreyet, Denn nur deine Sklaven sind Freye zu nennen.
152
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.53-10.53
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.53
German Translation
[1]  Als in der Ewigkeit deiner Schönheit Schimmer entglänzte, ward die Liebe, Die mit Flammen die Welten ergriffen.
[2]  Strahlen entfloßen den Wangen; Sah'n es, und blieben unempfindlich; Zürnend wandte sie sich zu den Menschen.
[3]  Siehe! da bat der Verstand um einen Funken, die Leuchte anzuzünden, Eifersucht war der blitzende Funken.
[4]  Unsere Geheimniße zu erfahren, Wünschte der Nebenbuhler, eine Höhere Hand hält die Brust ihm verwirret.
[5]  Anderen brachte das Loos, das ihnen Einstens beschert ward, Liebe: meinem Gramen Herzen nur brachte es Kummer.
[6]  Selbst der belebende Geist der Welten Fiel in das Grübchen deines Kinnes, Faßte, um sich zu retten, die Locken.
[7]  Selbigen Tages, Hafis, verließest Du das Vergnügen in der Liebe, Triebst die Freude aus deinem Gemüth aus.
229
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.130-10.130
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.130
German Translation
[1]  Das Glück giebt mir vom Wind Des Freund's das Zeichen nicht, Das Schicksal spendet mir, Des Haar's Geheimniß nicht.
[2]  Ich gab für einen Kuß Des Munds die Seele hin, Die Seele nimmt er nicht, Den Kuß, den giebt er nicht.
[3]  Ich bin aus Sehnsucht todt, Zum Schleier führt kein Weg, Und führt ein Weg, so giebt Man mir das Zeichen nicht.
[4]  Der Wind durchwühlt sein Haar, O niederträcht'ges Loos! Es giebt mir nicht die Kraft, Dem Winde gleich zu weh'n.
[5]  Wie sehr ich auch den Rand In Zirkelform umgeh', So giebt mir doch das Loos Den Punkt zum Durchgang nicht.
[6]  Der Dank wird endlich doch Geärntet durch Geduld, Die Zeit, die noth ist, nicht.
[7]  Ich sprach: ich geh' in's Bett, Den Freund im Schlaf zu seh'n, Allein Hafisens Ach! Und Weh! giebt Ruhe nicht.
360
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:28.52-28.52
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:28.52
German Translation
[1]  Wenn aus der Fremde ich vielleicht Einmal nach Haus soll gehen, So will ich mit verständ'gem Sinn Und wohlbedächtig gehen.
[2]  Und kehr' ich unbeschädigt heim Von dieser weiten Reise, So halte ich auch mein Gelübd, Ins Weinhaus hinzugehen.
[3]  Um kund zu thun der ganzen Welt, Was ich erfahren habe, Will ich mit meinem Saitenspiel Zur Seitenthüre gehen.
[4]  Und wird mein Blut am Liebespfad Von Freunden ausgetrunken, Ich wär' ein Elender, wenn ich Drob könnte klagen gehen.
[5]  Von nun gehöret mein das Haus, Was soll nach Lockenketten Mein Herz, das durchaus närrisch ist, Ob seinen Wünschen gehen?
[6]  Wenn ich des Freundes Augenbraun' Statt des Altares sehe, So will ich gern aus Dankbarkeit Zu dem Gebete gehen.
[7]  O gute Zeit, wenn, wie Hafis, In den Wesir verliebet, Und trunken aus der Schenke ich Zum Liebling werde gehen.
279
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:16.8-16.8
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:16.8
German Translation
[1]  Heil dir Schiras und deiner unvergleichlichen Gegend!Gott bewahr' dich vor dem Verfalle!
[2]  Hundertmal seyen gesegnet durch Ihn des Roknabads Fluthen,Weil sie Chisers Kristalle verspenden.
[3]  Zwischen Dschaferabad und dem weit berühmten MosellaWehet der Nordwind Ambragerüche.
[4]  Komm' nach Schiras und suche die Gaben des heiligen Geistes
[5]  Wer hat jüngst vom Kandelzucker Aegyptens gesprochenOhne daß Süßlippichte zürnten?
[6]  Ostwind bringst du mir von trunkenen Luliern Kunde?Welche Kunde von ihrem Befinden?
[7]  O mein Herz! wenn dein Blut das süße Mädchen vergießet,Soll es wie Muttermilch dir gedeihen.
[8]  Gott! erwecke mich nicht aus diesem Traum, denn es leistetMir das Bild des Liebchens Gesellschaft.
[9]  Wenn du Hafis die Leiden der Trennung befürchtest, o sag' mir,Dankst du nicht für die Zeit des Genußes?
433
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:32.5-32.5
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:32.5
German Translation
[1]  Um den Mond hast du den Schleier der Flaumen geworfen, Gnädig hast du sogar auf Sonnen den Schatten geworfen.
[2]  Ha! was wird mir noch thun die Farbe von deinem Gesichte, Da um selbes jetzt solch einen Schimmer geworfen.
[3]  Siegend trägst du den Ballen davon, deß magst du dich freuen. Nimm den Becher Chosrus, Efrasiab ist geworfen.
[4]  In den Augenglanz verliebte ein Jeder sich anders, Und den Schmetterling selbst hast du in Verwirrung geworfen.
[5]  Deiner Liebe Schatz verbargst du in unseren Herzen, Auf den Schatz hast du den Schatten voll Milde geworfen.
[6]  Schone, schone, o Schah! mit deinem funkelnden Schwerte, Löwen dürsten darnach, und Helden werden geworfen.
[7]  Wachenden hast du zuerst die Kraft zu schlafen benommen, Dann mit deinem Bilde in Schlaf Nachtwandler geworfen.
[8]  Einen Augenblick nur hast du gelüftet den Schleier, Sieh' da haben aus Schaam Peris sich in Schleier geworfen. Freilich bin ich berauscht, doch weis' mich nicht deßhalb zurücke, Denn zu löblichem Zweck hast du herein mich geworfen.
[9]  Trinke, o Schah! vom weltenerklärenden Becher Dschemschids, Weil du auf Salomons Thron den Schleier des Wunsches geworfen.
[10]  Durch die Betrügerei'n des Rubins der trunknen Narzisse Hast du Hafisen, der einsam lebt, zu den Trinkern geworfen.
[11]  Um sein Herz zu fangen hast du die Ketten der Locken Wie ein Band des Herrn um deinen Sklaven geworfen.
[12]  Er ist ein mächtiger Fürst, vor dem die Krone der Sonne Ehren halben sich hin zu seinen Füßen geworfen.
[13]  Naßreddinschah Jahja ist jener mächtige König, Der mit dem Schwerte den Feind in die Gluth, in das Wasser geworfen.
137
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.38-10.38
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.38
German Translation
[1]  Mein Herz hat sie davon geführt, Und sich davon gemacht, O Gott! O Gott! mit wem wird denn Das harte Spiel gemacht?
[2]  Des Morgens wirkte Einsamkeit, Auf meine Seele ein, Allein des Liebchens Phantasie Hat mich ganz froh gemacht.
[3]  Warum soll ich nicht Tulpen gleich Von blut'gem Herzen seyn! Es hat ja die Narzisse mir, Den Kopf so schwer gemacht.
[4]  Wem kann ich es wohl anvertrau'n. Daß, statt die Schmerzensgluth Zu lindern, ärger mir der Arzt Die Schmerzen hat gemacht.
[5]  Er hat mich einer Kerze gleich, So jammervoll verbrennt, Daß laut die Flasche drüber weint, Die Laute Seufzer macht.
[6]  Gieb Ostwind her die Arzeney, Gieb her, jetzt ist die Zeit, Denn bis zur Seele hat der Schmerz, Sich einen Weg gemacht.
[7]  Wem kann ich von dem trauten Freund Erzählen Freudenkund', Er hatte so und so gesag't, Er hatte dies und das gemacht.
[8]  Die ärgsten Feinde hätten dir, Hafis nie angethan, Was Bogen, und was Augenpfeil Des Freundes dir gemacht.
96
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:5.1-5.1
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:5.1
German Translation
[1]  Schäferstunde, schaffe Recht den Armen;Wider der Tyrannen Trennung; Hülfe!
[2]  Meine Schmerzen stillt kein Mittel; Hülfe!Meine Trennung hat kein Ende; Hülfe!
[3]  Weg ist's Herz, nun suchen sie die Seele;Wider die Gewalt der Schönen, Hülfe!
[4]  Für den Kuß begehren sie die Seele;Wider diese Seelenräuber, Hülfe!
[5]  Unser Blut verzehren sie, die Gauern.O Moslime, wo sind Mittel, Hülfe! Jeden Augenblick drängt neues Leiden,Wider Herz und Seelenlose – Hülfe!
257
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:12.13-12.13
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:12.13
German Translation
[1]  Sag' mir zeigend die Wang':Greife aus dem Gemüthe das Herz,Zu dem Schmetterling sag':Wirf dich statt in die Gluth in's Gemüth.
[2]  Meinem trockenen MundSey ein Tropfe von Wasser gegönnt,Zum erschlagenen MannKomm' und heb' ihn auf von dem Staub.
[3]  Flieh den Bettelnden nicht,Weil er Silber und Gold nicht besitzt;Silber weinet sein Aug'Seine Wangen sind gelb wie das Gold.
[4]  Schlag' die Laute und sing';Zag' nicht wenn es an Aloe fehlt,Lieb' ist Gluth, und das HerzDas Gewürz und das Rauchfaß der Leib.
[5]  Singe, wirf das GewandWeg und lärme mit Jubel und Tanz,Oder flieh' in ein Eck,Mit der Kutte den Kopf eingehüllt.
[6]  Zieh das Ordenskleid aus,Deinen Rebensaft zieh' dafür ein,All dein Silber verspiel',Silberbusen erkauf' für das Gold.
[7]  Günstig sey dir der Freund,Beiden Welten verfeinde dich dann,Günstig sey dir das Glück,Heere mögen dann wider dich ziehn.
[8]  Fliehe nicht so geschwind,Einen Augenblick weile mit mir,An dem Ufer des BachsNimm den Becher mit mir in die Hand.
[9]  Wärst du wirklich entflohn.O dann wäre von flammender GluthMeines Herzens und Aug'sNaß die Brust, und vertrocknet der Mund.
[10]  Bring' Gesellschaft Hafis!Muthig sage zum Prediger dann:Die Versammlung schau' anHurtig steig' von der Kanzel herab.
15
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.1-4.1
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.1
German Translation
[1]  O Schönheit aus des Himmels Kreis, Wer lüftet deinen Schleier! O Vogel aus dem Paradies, Wer giebt dir Korn und Wasser?
[2]  Der Schlaf entfloh aus meinem Aug' Vom brennenden Gedanken, In wessen Arm, an wessen Brust Des Nachts du liegst und ruhest.
[3]  Du fragst nicht viel um den Derwisch, Deßwegen fürcht' ich wahrlich, Du denkest nur auf heute stets, Und nicht auf gute Werke.
[4]  Dein trunknes Auge hat am Weg Die Liebenden gemordet, Wer dächte wohl von deinem Wein, Daß er so mördrisch wäre.
[5]  Verfehlet hat der Wimper Pfeil Mein Herz, worauf er zielte, Eröffne mir, was denkest du, Nun weiter noch zu machen.
[6]  Nie drang mein Klagen und Geschrey Hinauf zu deinem Ohre, Daraus Geliebter seh' ich wohl, Wie hoch du bist erhaben!
[7]  Von dieser Wüste führet weit Der Wasserschein den Wandrer; Gieb acht, daß dich Gespenster nicht Darinnen irre führen.
[8]  Mein Herz! mit welchem Angesicht Wirst du im Alter wandeln, O sieh! du hast der Jugend Zeit Blos in dem Wind vergeudet.
[9]  Pallast, der du entflammst das Herz, Du Aufenthalt der Freundschaft, Von dem Verfalle soll der Herr Auf immer dich bewahren!
[10]  Hafis ist ja kein neuer Sklav, Der vor dem Herren fliehet, Sey gnädig, kehr' zu mir zurück, Dein Zorn hat mich zerstöret.
206
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.107-10.107
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.107
German Translation
[1]  Einstens ist in dir mehr Sinn Für die Liebenden gewesen, Deine Liebe gegen uns Ist gar weit berühmt gewesen.
[2]  Eingedenk bin ich der Nacht, Wo mit Schönen süßer Lippen Süße Liebeszauberei'n In dem Zauberkreis gewesen.
[3]  Vor des Himmels grünem Dom Vor dem blauen Luftgewölbe Sind schon ihre Augenbrau'n Meines Blickes Gewölb gewesen.
[4]  Von dem ersten Morgen an, Bis zur letzten Nacht der Nächte, Ist die Liebe immer gleich, Und die Treue gleich gewesen.
[5]  Wenn des Liebchens Schatte fällt Auf den Liebenden, was ist es? Er ist dessen dürftig, Sie Sehnsuchtsvoll darnach gewesen.
[6]  Raubte ihre Schönheit gleich Mit dem Herzen mir den Glauben, Bin ich denn doch mehr verliebt In der Sitte Reiz gewesen.
[7]  An des Freundes Thüre hat Mir ein Bettler angesagt: Wo ich immer saß am Tisch, Ist mein Nährer Gott gewesen.
[8]  Brach des Rosenkranzes Schnur Mir entzwei, halt' mich entschuldigt, Meine Hand ist bei dem Arm Silberschenklichter gewesen.
[9]  That ich in der heil'gen Nacht Einen Trunk, so sage nichts, Denn in meines Freundes Hand Ist ein volles Glas gewesen.
[10]  Deine Lieder, o Hafis, Sind einst in dem Paradiese, Auf den Blättern des Jasmins Und des Rosenstrauchs gewesen.
425
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:31.10-31.10
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:31.10
German Translation
[1]  Er schleppte nach die Schleppe Vom goldgestickten Hemd, Und hundert Mondgesichter Zerrissen ihr Gewand.
[2]  Der Schweiß trof auf die Wangen Von heißer Gluth des Weins, Wie auf die Rosenblätter Ein Tropfe frischen Thaus.
[3]  Voll süßer schöner Worte, Hochstämmig und gewandt, Vom lieblichen Gesichte Und anmuthsvollem Blick.
[4]  Es war aus Lebenswasser Geformt des Munds Rubin, Sein Buchs war aufgewachsen, Genährt mit Schmeichelei'n.
[5]  O schaue die Rubinen Und dieses Lächelns Reiz, Den Gang voll Huld und Anmuth, Den wohlgemeßnen Schritt.
[6]  Der Hirsch mit schwarzen Augen Entkam aus unsrem Netz, Was ist zu thun, o Freunde, Für ein zerschlagnes Herz!
[7]  Hüt' dich, bist du's im Stande, Rühr' Liebende nicht an, Die Welt hat keine Treue, O du mein Augenlicht!
[8]  Wie lang schilt mich dein Auge, Das alle trüget, aus? Wann wirst du mir dann schmeicheln, Mein auserwählter Freund?
[9]  Hat deine edle Seele Beleidiget Hafis, So komm', denn That und Worte Will herzlich ich bereun.
[10]  Ich will den Herren loben Aus schuld'ger Dankbarkeit, Wenn diese Frucht gereifet In meine Hände fällt.
16
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.2-4.2
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.2
German Translation
[1]  In Bogenformen sind die Augenbrauen geworfen, Den blut'gen Pfeil hast du damit auf mich geworfen.
[2]  Man wußte von zwey Welten nichts, da war schon Liebe, Die Zeit hat nicht erst heut dazu den Grund geworfen. Zerstöret bin ich durch die Linien der Wangen, Welch' eine Feder hat o Gott! den Riß entworfen?
[3]  Ob einer einzigen Liebkosung der Narziße Hat dein Betrügeraug, die ganze Welt zerworfen.
[5]  Betrunken gieng ich gestern auf der Flur vorüber, Die Rose hat vom Mund mir Zweifel aufgeworfen
[6]  Die Veilchen kräuselten die Schelmenlocken, Da hat der Ost von deinem Haar das Wort geworfen.
[7]  Es schämt sich der Jasmin, daß man ihn dir vergleichet, Er hat sich durch den Ost selbst Staub ins Maul geworfen.
[8]  Ich war enthaltsam, wußte nichts von Wein und Sänger, Da hat die Knabenlust in Beides mich geworfen.
[9]  Jetzt wasch' ich ab mit rothem Wein die Ordenskutte; Allein es wird das Loos von mir nicht abgeworfen.
[10]  Vielleicht ist die Zerstörung für Hafis ein Ausweg Ihm hat das Loos den Wein des Wirthes zugeworfen.
[11]  Nun geht nach meinem Wunsch der Kreislauf dieses Glückes, Es hat mich in den Dienst des Herrn der Welt geworfen.
190
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.91-10.91
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.91
German Translation
[1]  Wenn sich dein Moschuskiel einmal an uns erinnert, Ist's gleich, als lös'test du zweyhundert Sklaven aus.
[2]  Der Bothe Selma's, (Heil sey über ihr beschieden) Was ist's, wenn er mit Gruß mein armes Herz erfreut,
[3]  Versuch' es, einen Schatz wird man zum Lohn dir geben, Wenn du ein wüstes Feld dem meinen gleich bebaust;
[4]  O Herr! wirf in das Herz Chosrus Schirinens Milde, Er schonet dann mit Huld Ferchadens armes Haupt.
[5]  Weit beßer ist's, der Fürst thut Recht in einer Stunde, Als wenn er hundert Jahr' nur in Betrachtung lebt.
[6]  Durch Schmeichelei'n hast du des Herzens Bau zerstört, Wenn's weise ist, was soll nun es von neuem bauen!
[7]  Dein reines Leben ist des Lobes nicht bedürftig, Schminkt wohl die Kräuslerin, die schlichte Schönheit der Natur?
[8]  Hafis fand seinen Wunsch nicht in Schirasens Mauern, Beglückt der Tag, an dem er einst nach Bagdad reis't.
171
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.72-10.72
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.72
German Translation
[1]  Von dem Aßaf ist Gestern Kunde gekommen, Es sey vom König Salomon Zur Lust Erlaubniß gekommen.
[2]  Mache vom Körper- Staub mit Thränen den Mörtel, Es ist für das verfallne Haus Die Zeit des Baues gekommen.
[3]  Vielerlei Worte Seine Reize zu loben, Sie sind ein Buchstab, der davon Nun ist zur Sprache gekommen.
[4]  Fleckige Kutte Verdecke unsere Fehler, Denn dieser Reine ist nur zum Besuch der Reinen gekommen.
[5]  Heute verlautet Was der Schönen Gehalt sey, Es ist der helle Mond des Kreises Zum Vorsitz herunter gekommen.
[7]  Auge der Ceder, Nimm den Glauben in Acht, Denn dieser Zaubrer Bogenschütz Ist nur zum Raube gekommen.
[8]  Armuth zu läutern, Suche Gnaden des Schahes, Denn seiner Großmuth reiner Stoff Ist, dich zu läutern, gekommen.
[9]  Seine Gesellschaft Ist ein Meer. Du ergreife Die Zeit! Gefallener! es ist Die Zeit des Handelns gekommen.
253
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:12.9-12.9
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:12.9
German Translation
[1]  Du, deren WangenglanzErfrischt das Tulpenbeet des Lebens,Komm'! ohne dein GesichtVerwelkt der Frühlingsglanz des Lebens.
[2]  Recht ist's, wenn Thränen mirWie Regen von den Augen fließen,Denn wie der Blitz verschwandIm Gram um dich die Zeit des Lebens.
[3]  In diesem AugenblickWo du des Glückes Antlitz schauest,Bereite dir dein Loos,Verborgen ist das Loos des Lebens.
[4]  Wie lang' noch Morgenwein!Wie lang' noch süßer Schlaf am Morgen!Erwach! erwach! vorbeiIst längstens schon die freye Wahl des Lebens.
[5]  Sie gieng bei mir vorbei,Doch ohne auf mich her zu sehen,O! armes Herz, das nichtsGenoß im Uebergang des Lebens.
[6]  Den grauen Schlund des NichtsWird jeder Glückliche verhöhnen,Der deines Mundes PunktErkohr zum Mittelpunkt des Lebens.
[7]  Von allen Seiten drohtIm Hinterhalt' ein Heer Gefahren,Verhängten Zaumes sprengtDavon der Reiter unsers Lebens.
[8]  Selbst lebenslos bin ichLebendig, dies soll dich nicht wundern,Wer zählt den TrennungstagWohl zu den Tagen seines Lebens.
[9]  Hafis, o sprich ein Wort,Denn auf der Erde weiter FlächeBleibt deiner Feder Bild,Ein Denkmal deines Lebens.
244
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.145-10.145
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.145
German Translation
[1]  Freunde, öffnet einen Knoten Von den Locken der Geliebten, Schön ist die Nacht, verlängert sie Mit den schwarzen Locken.
[2]  Dies ist trauliche Gesellschaft, Alle Freunde sind versammelt, Leset die Zauberformeln ab, Les't mit hoher Stimme.
[3]  Lauten und Schalmeien tönen Hoch, sie schrey'n mit lauter Stimme: Neiget das Ohr von dem Verstande Zu den Eingeweihten.
[4]  Bei des Freundes Seele schwör' ich Nie wird euch der Schmerz erscheinen, Wenn ihr nur auf die Huld des Herrn Noch Vertrauen habet.
[5]  Welch ein Unterschied ist zwischen Dem Verliebten und Geliebten, Koset mit dir die Freundinn, mußt Du dich flehend nahen.
[6]  Von dem Rath des Vielerfahr'nen, Ist der erste Buchstab dieser: Hüte vor einem Liebchen dich, Das nicht deines Stands ist."
[7]  Ueber Jeden, der im Hause Nicht lebendig ist von Liebe, Betet nach meinem Kirchenbuche Sterb- und Grabgebete.
[8]  Wenn Hafis einst eine Gnade Von Euch frey begehren sollte, Weiset die Gnad', ich bitt' euch, An des Freundes Lippen.