346
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:28.38-28.38
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:28.38
German Translation
[1]  Ich thu' auf Schöne und auf Schenken nicht Verzicht, Es weiß gar wohl der Vogt, daß ich Nichts solches thue,
[2]  Ich dien' zehn Jahre lang', den Büßenden zum Spotte, Ich wär' ein Narr, wenn ich zur Zeit der Rosen büßte,
[3]  Die Liebe perlt im Schenkemeer, ich bin der Taucher, Ich stürze mich hinab, wann komm' ich in die Höhe!
[4]  Die Tulpe hält den Becher, und Narzißen trinken, Dies ist Verbrechen, wer, o Herr, macht hier den Ausspruch?
[5]  Mein Türk! du Stadtverwirrer, zieh zurück den Zügel, Daß blaß und weinend ich dir Gold und Silber streue. Es ziemen mir zwar nicht Liebkosungen der Trunknen, Da ich darein verfiel, was soll ich anders denken? Man sagte gestern, Kandel spenden deine Lippen, Wie glaub' ich's, bis ich's nicht mit meinem Munde fühle. Von meinem Loos begehre ich der Brauen Kanzel, Damit ich früh und spät dort Liebe lehren möge. Ich der des Paradieses Gold schon heut besitze, Wie glaub' ich, was der Prediger verspricht auf Morgen! Ich bin ein Knecht des Schahs Mansurs, es ist natürlich, Der Sonne Herren stell' ich mich mit Stolz zur Seite.
[6]  Mein Schatz ist der Rubin, die Perlenschnur die Thränen, Was soll ich nach der Huld der hohen Sonne geizen!
[7]  Wenn mit des Hauches Fluth der Ost die Rosen reinigt. So heiße mich ein schiefes Herz, wenn ich rum schaue.
[8]  Auf Bündniß und Vertrag des Glücks ist nicht zu achten, Ich schließe meinen Bund mit Bechern und mit Schenken.
[9]  Ich, der den Schatz des Reichs in Händen halt' als Bettler, Was soll ich nach des mindern Glückes Umschwung geizen! Sey fromm, so sagst du mir zur Rosenzeit; sehr gerne, Nur will ich erst um Rath das Glas, den Schenken fragen.
[10]  Ich bin befleckt mit Armuth, daß ich müßt' mich schämen, Wenn ich mit Augennaß den Saum der Sonne netzte.
[11]  Verdammt die Liebenden der Freundinn Huld zum Feuer, So sey ich blind, wenn ich nach Kewßern schaue. Wenn ich wie Weiden ohne Frucht und nackt verbleibe, Wie kann ich meinen Kopf alsdann aus Schaam erheben.
[12]  Es schmeichelten, Hafis, dir gestern die Rubinen, Allein ich glaube nicht an diese Zaubereien.
145
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.46-10.46
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.46
German Translation
[1]  Ich weiß nicht, was der Rausch sey, Und wer ihn zu mir gebracht, Ich weiß nicht, wer der Schenke, Woher er den Wein gebracht. Welch' eine Wunderweise Ertönet von seinem Griff, Daß mitten in die Lieder Er traulichen Ton gebracht.
[2]  Nimm Wein in deine Hände, Und wandre auf das Feld, Der Vogel süßer Töne Hat neuen Gesang gebracht.
[3]  Beklage nicht, wie Knospen, O Herz! das Verschloßenseyn, Der Morgenwind hat einen Auflösenden Hauch gebracht.
[4]  Der Hyacinth, die Rose Sind glücklich angelangt, Das Veilchen hat Vergnügen, Die Freude Jasminen gebracht.
[5]  Der Ostwind ist der Bothe Der Liebe von Salomon, Er hat ihm Freudenkunde Von Saba's Gefild gebracht.
[6]  Des Schenkes Schmeichelei ist Des Kränkelnden Herzarzney. Erheb' den Kopf, der Arzt hat Die Mittel der Heilung gebracht.
[7]  Ich bin des Wirthes Jünger, Erzürne dich nicht. O Scheih, Warum hast du's versprochen, Und er es zu Stand gebracht.
[8]  Ich will dem engen Auge Des Türken ein Opfer seyn, Der mich halbnackten Derwisch Auf's Schlachtfeld hinausgeführt.
[9]  Der Himmel ist mit Willen Hafisens getreuer Knecht, Seit unter deinen Fittig Sein Schicksal er hat gebracht.
424
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:31.9-31.9
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:31.9
German Translation
[1]  O trenn' dich nicht von mir Du bist mein Augenlicht, Du bist des Herzens Ruh', Du bist der Seele Trost.
[2]  Verliebte zieh'n die Hand Von deinem Saum leicht ab. Und doch zerreißest du Ihr Hemde der Geduld. Beängstige dich nicht, Du kommst noch zum Genuß, Wenn du gekostet hast Der Trennung bittres Gift.
[3]  Vom bösen Aug' der Welt Wachs' dir kein Schaden zu, An Lieblichkeit hast du Den höchsten Grad erreicht.
[4]  Von ihrer Liebe halt' Mich, o Mufti, nicht ab. Entschuldigt halt' ich dich, Weil du sie niemals sahst.
[5]  Hafis, daß dich der Freund So schmählt, ist nicht umsonst, Du hast den Fuß vielleicht Zu weit hinausgesetzt.
286
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:16.15-16.15
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:16.15
German Translation
[1]  Gestern sagte zu mir ein Vielverständiger heimlich:Nimmer birgst du vor mir heimliche Dinge des Wirths.
[2]  Weiteres sprach er zu mir: Erleichtere Alles dir selber,Denn es fällt ja diese Welt immer den Schweren zu schwer.
[3]  Einen Becher gab er mir dann, von dessen GefunkelVenus zu tanzen begann; trinke, so sagt' er dazu.
[4]  Blutet dein Herz, doch lächle die Lippe dir ähnlich dem Glase,Ist dein Inneres wund, tanze mit Lautengetön!
[5]  Du erfährst kein Geheimniß bis du nicht Freundschaft beginnest,Denn in Unheilige dringt himmlische Kunde nicht ein.
[6]  Trinke, höre den Rath, mein Sohn, daß die Welt dich nicht kümmre;Wohl ein köstliches Wort, wenn du's zu fassen vermagst.
[7]  In dem Gemach der Liebe geziemt es sich nimmer zu sprechen,Jedes der Glieder sey dorten nur Auge, nur Ohr.
[8]  In dem Kreise der Weisen, sich selbst zu loben geziemt nicht;Du sey kundig des Worts, oder erzeige dich stumm.
[9]  Schenke gieb mir den Wein, Hafisens Trunkenheit kennetEr, der den Koran besitzt, Er, der gelinde Wesir.
137
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.38-10.38
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.38
German Translation
[1]  Mein Herz hat sie davon geführt, Und sich davon gemacht, O Gott! O Gott! mit wem wird denn Das harte Spiel gemacht?
[2]  Des Morgens wirkte Einsamkeit, Auf meine Seele ein, Allein des Liebchens Phantasie Hat mich ganz froh gemacht.
[3]  Warum soll ich nicht Tulpen gleich Von blut'gem Herzen seyn! Es hat ja die Narzisse mir, Den Kopf so schwer gemacht.
[4]  Wem kann ich es wohl anvertrau'n. Daß, statt die Schmerzensgluth Zu lindern, ärger mir der Arzt Die Schmerzen hat gemacht.
[5]  Er hat mich einer Kerze gleich, So jammervoll verbrennt, Daß laut die Flasche drüber weint, Die Laute Seufzer macht.
[6]  Gieb Ostwind her die Arzeney, Gieb her, jetzt ist die Zeit, Denn bis zur Seele hat der Schmerz, Sich einen Weg gemacht.
[7]  Wem kann ich von dem trauten Freund Erzählen Freudenkund', Er hatte so und so gesag't, Er hatte dies und das gemacht.
[8]  Die ärgsten Feinde hätten dir, Hafis nie angethan, Was Bogen, und was Augenpfeil Des Freundes dir gemacht.
148
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.49-10.49
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.49
German Translation
402
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:29.21-29.21
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:29.21
German Translation
[1]  Hör', herzraubendes Wort, und schau des Mondengesichts Maal, Vernunft und Herz sind durch das Maal gefangen.
[2]  Sey nicht so störrig und wild, so schalt ich das eigene Herz aus, Es sprach: o schau' des trunknen Hirschen Auge.
[3]  Ihrer Locken Ring ist das Freytheater des Ostwinds, An jedem Haare hängen hundert Herzen.
[4]  Wer die Sonne verehrt, hat keine Kunde vom Liebchen, Schmähst du den Herrn, so schau' ihr in die Augen.
[5]  Ihre Locken hat sich der Ost gewählet zum Halsband, Welch eine List des braunen Weggefährten!
[6]  Solch ein Liebchen wie das, so mich vom Wege verführt hat, Hat keiner je gesehen, wird keiner sehen.
[7]  Ziemt sich's Hafis, vor dem Brauenaltare die Stirne zu reiben, So lästre Gott, bet' an die Augenbrauen.
[8]  Wend' nicht den Kopf von Manßurs des mächtigen Schahes Befehl ab, Sieh, wie sein Degen scharf, und stark sein Arm ist.
489
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:32.61-32.61
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:32.61
German Translation
[1]  Es strahlt in deinem Angesicht Der Herrschaft Schimmer, In deinem Sinn verstecket sich Die Weisheit Gottes.
[2]  elobt sey Gott, es hat dein Kiel Mit einem Tropfen Geöffnet hundert Quellen Licht Im Reich des Glaubens.
[3]  Der Schimmer Gottes strahlet nicht Auf Ahrimanen, Du hast das Reich, du hast den Ring, Herrsch' nach Belieben.
[4]  Wer über Salomons Gewalt Noch Zweifel heget, Dem lachet in das Angesicht So Fisch als Vogel.
[5]  Es setzt der Falke zwar auf's Haupt Ein kleines Häubchen, Doch wissen Herrscherrecht und Brauch Des Kafes Vögel.
[6]  Das Schwert, das selbst der Himmel tränkt Mit seinem Wasser, Erobert eine ganze Welt, Doch ohne Heere.
[7]  Es schreibet deine Feder schön Für Freund' und Feinde; Des Freundes Leben wird vermehrt, Des Feinds vermindert.
[8]  Du hast in dir das Element Des Steins der Weisen; Dein Glück ist von des Unglücks Sturm Sehr weit entfernet.
[9]  O Schenke, bringe mir ein Glas Vom Haus des Wirthes, Daß ich mir von dem Klosterstolz Die Kleider wasche. Seit daß die Herrschaft Anfang nahm Bei Adamssöhnen, Hat Keiner dieses noch so gut Wie du begriffen. Der Himmel thuet nichts zu leid Den reinen Engeln, Auf mich häuft sich des Unglücks Last O meine Zuflucht.
[10]  Mein Glas ist schon durch lange Zeit Geleert vom Weine, Sieh, so beginn' ich den Proceß, Der Vogt sey Zeuge.
[11]  Wenn deines Schwertes Funkelschein In Schachten fiele, So würden die Rubinen selbst Davor erblassen.
[12]  Ich weiß, daß du Erbarmung hast Mit Nachtdurchwachern. O frag' den Ost, er saget dir, Wie es mir gehet.
[13]  Hat der Empörung Wetterstrahl Bei Menschen eingeschlagen, Wer fraget ums Gebrechliche Von unsern Sünden.
[14]  Hafis sey gegen deinen Schah Nicht ungehalten, Wenn der dir auch den Namen raubt, So komm' zurücke! O du der Gnaden Zufluchtsort, Du Huldverspender! Erbarme dich, viel Unglücks kam Auf diesen Armen.
208
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.109-10.109
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.109
German Translation
[1]  Wenn du die Kranken voll Verlangens ohne Kraft Bezauberst, ist's fürwahr! Verfahren ohne Schuld.
[2]  Du hast uns nichts zu Leid gethan, du billigst nicht, Was in der Liebe nicht der Alten Sitte ist.
[3]  So lang die Zauberinn des Aug's nicht Zuflucht nimmt Zu Zauberformeln, brennt das Licht der Liebe nicht. Von meinem Zustand gab mir deine Schönheit Licht, O daß das Glück hierin beständig Helfer sey!
[4]  Such' unter Fittigen des Kaiservogels Schutz, Denn Rab' und Krähe hat des Glückes Fittig nicht.
[5]  Such' ich in Schenken Muth, so schmähle nicht auf mich, Dieweil der Alte sprach: in Zellen sey kein Muth.
[6]  Bist du nicht rein, so sind mir Götz und Kaaba gleich, Hier wohn't nicht gut, wer nicht von reinem Herzen ist.
[7]  Hafis verlege dich auf Eingezogenheit, Des Fürstenkreises ist man ohne sie nicht werth.
18
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.4-4.4
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.4
German Translation
[1]  Des Festes Ankunft Schenke sey Für dich beglückt! Vergiß nicht das Versprechen, Das du gemacht.
[2]  Ich wundre mich, daß in der Zeit Der Trennung du So Herz als Hand von Buhlern Entfernet hältst.
[3]  Der Rebe Tochter grüße mir: Sag: komm heraus, Ich habe dich grosherzig Vom Gram befreyt.
[4]  Die Greise freu'n sich, wenn du kommst, Und jedes Herz, Das dir nicht Friede wünschet, Sey stets betrübt.
[5]  Dank Gott! daß dieser Herbstwind nicht Der Ros', dem Buchs, Den Cedern und Jasminen Geschadet hat.
[6]  Das böse Aug' sey fern von dir! Von dieser Qual Hat dich dein angebornes Gestirn befreyt.
[7]  Hafis! Gieb diese Arche Noah's Nicht aus der Hand, Sonst schwemmet dein Gebäude Die Sündfluth weg.
15
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.1-4.1
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.1
German Translation
[1]  O Schönheit aus des Himmels Kreis, Wer lüftet deinen Schleier! O Vogel aus dem Paradies, Wer giebt dir Korn und Wasser?
[2]  Der Schlaf entfloh aus meinem Aug' Vom brennenden Gedanken, In wessen Arm, an wessen Brust Des Nachts du liegst und ruhest.
[3]  Du fragst nicht viel um den Derwisch, Deßwegen fürcht' ich wahrlich, Du denkest nur auf heute stets, Und nicht auf gute Werke.
[4]  Dein trunknes Auge hat am Weg Die Liebenden gemordet, Wer dächte wohl von deinem Wein, Daß er so mördrisch wäre.
[5]  Verfehlet hat der Wimper Pfeil Mein Herz, worauf er zielte, Eröffne mir, was denkest du, Nun weiter noch zu machen.
[6]  Nie drang mein Klagen und Geschrey Hinauf zu deinem Ohre, Daraus Geliebter seh' ich wohl, Wie hoch du bist erhaben!
[7]  Von dieser Wüste führet weit Der Wasserschein den Wandrer; Gieb acht, daß dich Gespenster nicht Darinnen irre führen.
[8]  Mein Herz! mit welchem Angesicht Wirst du im Alter wandeln, O sieh! du hast der Jugend Zeit Blos in dem Wind vergeudet.
[9]  Pallast, der du entflammst das Herz, Du Aufenthalt der Freundschaft, Von dem Verfalle soll der Herr Auf immer dich bewahren!
[10]  Hafis ist ja kein neuer Sklav, Der vor dem Herren fliehet, Sey gnädig, kehr' zu mir zurück, Dein Zorn hat mich zerstöret.
288
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:16.17-16.17
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:16.17
German Translation
[1]  Bacchusufer, Stämme der Weiden, Singkraft,Freunde treu, und in der Gesellschaft lieblich,Herzgeliebte, Schenken mit RosenwangenUnd dabei lieblich.
[2]  Merke auf mein Schicksal, erkenn' der ZeitenGanzen Werth, in denen du dies genießest,Wohl bekomme dieses Vergnügen dir, dieTage sind lieblich.
[3]  Jeder, der in seinem Gemüthe eineLast der Liebe für den Geliebten traget,Werf' sie in das Feuer, damit sein HandelnFrey sey und lieblich.
[4]  Von dem Schmucke meiner Gedanken hab' ichMeiner Seele Braut ein Geschmeid' geschenket,Einstens entsteiget eine Gestalt den ZeitenGlänzend und lieblich.
[5]  Eine Beute seyen die Nachtgespräche;Fodre nun die Rechtsgebühr froher Herzen!Denn der Mondesschimmer erhellt die Herzen,Bäche sind lieblich.
[6]  Wein entglänzt und perlet im Becher vor demAug' der Schenken. Wahrlich ein Namen Gottes!Er berauschet selbst die Vernunft und macht denRebensaft lieblich.
[7]  Sorglos ward das Leben Hafis versplittert,Komm', nun komm' zur Schenke mit uns, damit duLernest dieser lieblichen Sitte, denn ihrAnstand ist lieblich.
414
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:30.10-30.10
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:30.10
German Translation
[1]  Es blüht der Wollust Rosenstrauch, Wo ist der Schenke mit den Rosenwangen, wo? Es wehet Frühlingshauch, Wo ist der Wein, leicht zu verdauen, wo?
[2]  Die neue Rose zeiget mir Ein frisches rosenwangichtes Gesicht. Wo ist ein Ohr, das auch mich hört, Ein Aug', das achtungsvoll mich schauet, wo?
[3]  Es ist die Lustgesellschaft nicht Geschmücket mit der Schminke meines Sinns. O du des Morgens milder Hauch, Wo ist der Freundinn Locken Moschus, wo?
[4]  O Morgenwind, ich dulde nicht Der Rosen eitle Schönheitsprahlerey, Die Hand befleckte Herzensblut, Wo zeih'st du sie der Lügen, Ostwind, wo?
[5]  Des Morgens Kerze rühmte sich Mit ihrem trüben Schleier gegen dich, Du wirst vom Feinde ausgeschmählt, Wo ist ein hellgeschliffner Degen, wo?
[6]  Sie sprach: vielleicht verlanget dich Nach den Rubinen meiner Küsse nicht, Ich sprach: aus Sehnsucht bin ich dort, Doch, wo ist meine Kraft und Stärke, wo?
[7]  Hafis bewahret zwar den Schatz Der hohen Weisheit in dem Wort des Lieds; Allein wo ist ein Dichtermund, Den nicht der Gram des Schicksals drücket, wo?
330
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:28.22-28.22
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:28.22
German Translation
[1]  Du bist der Morgen, ich die Lampe, O lächle nur und ich vergehe,
[2]  Gebrannt hat mich die Veilchenlocke, Daß Veilchen meinem Grab entblühen.
[3]  Mein Kopf lag auf der Hoffnung Schwelle, Du hast mir deinen Blick entzogen.
[4]  Wie dank ich dir o Herr des Schmerzens, Du bleibst bei mir am Sterbetage.
[5]  Ich bin der Sklav' des Augeapfels, Der über meine Leiden weinet.
[6]  Mein Abgott liebeäugelt immer, Doch Keiner schauet, was ich schaue.
[7]  Hafis besucht dein Grab die Freundinn, Das Leichentuch wirst du zerreißen.
79
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.65-4.65
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.65
German Translation
[1]  Jetzt da edenischer Hauch Vom Garten wehet, Trennet mich nichts von dem Wein, Von Himmelsmädchen.
[2]  Sollen die Bettler denn nicht Mit Herrschaft prahlen, Ist nicht der Himmel ihr Zelt, Die Flur ihr Tanzsaal?
[3]  Jetzo erzählet die Flur, Des Mays Geschichten, Wer sich mit Geld jetzt befängt, Der ist nicht weise.
[4]  Frische dein Herz auf mit Wein! Die Erd' ist nur ein Bau, zu dem unser Gebein Den Mörtel her giebt.
[5]  Suche beim Freunde nicht Treu Sie ist erstorben, Heiliges Feuer kömmt nicht Aus Kirchenlampen.
[6]  Du verschwärze mich nicht Ob meinem Rausche. Wem ist bekannt, was das Loos Schrieb auf die Stirne?
[7]  Wende die Schritte nicht ab Vom Grab Hafisens; Wenn gleich in Sünden versenkt, Harrt er des Himmels.
189
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.90-10.90
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.90
German Translation
[1]  Wenn der Vogel des Glücks bei mir nun wieder vorbei fliegt, Kommt mein Freund zurück, bleibt mir getreu im Genuß.
[2]  Zwar vermag mein Auge nicht mehr die Perlen zu schenken, Deshalb trinket es Blut, spendet in Thränen es aus.
[3]  Wird der Freundinn Rubin, so rief ich gestern, mich heilen? Ein verborgener Ruf scholl mir: er heilt dich gewiß.
[4]  Niemand vermag ihr Kunde zu bringen von meiner Geschichte, Als der Ostwind, wenn er lispelnd vorbeigeht beim Ohr.
[5]  Liefert den Falken des Aug's in die Obhut des traulichen Rebhuhns, Daß er belehret von ihm, lerne die Listen der Jagd.
[6]  Unsere Stadt ist nun entblößt und leer von Verliebten, Hie und da ist vielleicht Mancher verliebt in sich selbst.
[7]  Wo ist der Gnädige, der von seinem jubelnden Feste Einen Hefen mir giebt, welcher den Weindunst vertreibt?
[8]  Treue, Liebesgenuß, des Nebenbuhlers Verderben, Wirf nur einen, o Loos, dieser drey Würfe für mich.
[9]  Ist dir, Hafis, durchs Thor der Eingang verwehret, Harr', aus einer Eck' kommt sie vielleicht noch zu dir.
172
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.73-10.73
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.73
German Translation
[1]  Deine Liebe ist's, die mir so wunderbar vorkommt, Dein Genuß, er ist's, der mir so wunderbar vorkommt;
[2]  Mancher sinkt im Meer, was ihm dann wunderbar vorkommt, Freuden fliehen, wenn's der Seele wunderbar vorkommt. Horch, wie überall der Schall so wunderbar vorkommt. Zeig' einmal ein Herz, dem gar nichts wunderbar vorkommt.
[7]  Unter Ehren stirbt, wem Größe wunderbar vorkommt. Bist ein Zweig Hafis, dem Liebe wunderbar vorkommt.
186
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.87-10.87
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.87
German Translation
[1]  Wenn der Wirth, was noth ist, Trunk'nen macht, Ist's gewiß, daß Gott ihn selig macht.
[2]  Gieb den Wein uns mit gerechtem Maas, Weil der Armen Klagen Unheil macht,
[3]  Sicher werd' von Leiden ich befreyt, Nach Versprechen, die man mir gemacht.
[4]  Weiser, geht's dir schlecht und Andern gut, Schmähle nicht, denn dies hat Gott gemacht.
[5]  Hier, wo Tugend und Verstand nicht gilt, Nützt kein Großthun, das ein Schwacher macht.
[6]  Singe! Keiner starb noch ohne Loos, Wer nicht singt, hat es nicht recht gemacht.
[7]  Ich, erkrankt aus Liebe und aus Rausch, Werde durch Rubin gesund gemacht.
[8]  Ohne Geist verbrennet ist Hafis, Wo ist Jesus, der lebendig macht.
256
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:12.12-12.12
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:12.12
German Translation
[1]  Sagt ich nicht o Herz! vor den Locken hüt' dich,Denn es werden Winde drinnen gefesselt.
[2]  Einen Rath will ich dir ertheilen, hör' michKeine Ausflucht, was dir der Freund sagt, thue.
[3]  Mache zum Gewinn den Genuß der Schönen;Denn das Schicksal lauert im Hinterhalte.
[4]  Erd' und Himmel gilt bei Verliebten wenig;Denn der Preis ist groß und die Waare winzig.
[5]  Einen Trauten wünsch' ich und eine Flöte,Daß ich beiden meine Gefühle klage.
[6]  Nimmer Wein zu trinken entschlossen bin ich,Wenn nur auch das Loos den Entschluß begünstigt
[7]  Da das Schicksal uns nicht um Rath gefragt hat,Will ich, wenn es mir nicht behagt, nicht schmälen.
[8]  Gieß' mir Moschuswein in den Becher Schenke!Daß aus meinem Innern dein Maal nicht schwinde.
[9]  Bring' des Wein's Rubin, des Sorbets Perlen,Sag' zum Neid: betrachte die Großmuth, sterbe!
[10]  Reuig setzt ich oft den Becher nieder;Doch der Schenke hört nicht auf zu schmeicheln.
[11]  Wein von zwey und Mädchen von vierzehn JahrenSind mein Umgang, Alte und Junge sprech' ich.
[12]  Wer vermag zu halten mein Herz! nun so schreyt denn:Aufgeschaut! ein Rasender ist entlaufen. Wer vergleicht meinen Gedichten Selman'sVerse? Sie besingen Soheir's Lieder.
131
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.32-10.32
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.32
German Translation
[1]  O komm, des Himmels Türke hat Die Fastenzeit zum Raub gemacht, Ein Zeichen hat der neue Mond Zum Kreiselauf dem Glas gemacht.
[2]  Nur jenem gilt das gute Werk Der Wallfahrt, und der Fastenzeit, Der von dem Staub der Schenke her Der Liebe hat Besuch gemacht.
[3]  Der Winkel in der Schenke ist Das eigentliche Vaterland; Mit Gütern sey belohnt von Gott Der Mann, der diesen Bau gemacht. Wie lieblich ist nicht das Gebet, Wenn erst zuvor aus Herzensgram Der Liebende mit Thränenfluth, Mit Blut die Reinigung gemacht.
[4]  Was ist der Preis für den Rubin Des Weines anders als Vernunft? Komm! Es gewann ein jeder noch, Der diesen Waarentausch gemacht.
[5]  Vor dem Altare dieser Brau'n, Kann nur derjenige mit Recht Verrichten ein Gebet, der eh' Mit Blut die Reinigung gemacht. Wenn die Gemeinde heut vielleicht Noch dem Imame klagen soll, So geht ihr Nachricht, daß mit Wein Er Flecken in sein Kleid gemacht.
[6]  Schad'! daß die blinzende Narziß Vom Aug' des Scheihs unsrer Stadt, Auf alle Hefetrunkne heut Solch einen Seitenblick gemacht.
[7]  Sey dankbar deinem eignen Aug', Weil das Gesicht des Freund's du schaust, Das Auge hat, was es gemacht, Stets mit Behutsamkeit gemacht.
[8]  Du höre von Hafis, und nicht Vom Prediger, der Liebe Wort, Wiewohl er seine Predigten Sehr wohlberedt und künstlich macht.