158
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.59-10.59
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.59
German Translation
[1]  Ich und Weinverleugnung! Was das für ein Fabeln ist! Hoffentlich daß mir doch Noch Verstand geblieben ist.
[2]  Selbst den Weg der Schenke Kennen wir nicht bis an's End', Sagt, zu welchem Ende Frömmigkeit gewesen ist.
[3]  Ich Betrunkner bettle, Klausner zaubern durch's Gebet, Wer von beiden ist's, dem Deine Huld gegeben ist.
[4]  Kommt der Klausner nicht zur Schenke, So sey's ihm verzieh'n, Liebe ist ein Zustand, Dem die Leitung nöthig ist.
[5]  Ich, der lange Zeit durch Auf der Laute närrisch war, Soll mich nun belehren! Was das für ein Fabeln ist!
[6]  Gerne dien' ich ihm, der Von der Dummheit mich geheilt, Meinem Wirth, weil, was er Thut, dem Land zum Besten ist.
[7]  Weil ein Weiser sagte, Die Betrunkenheit Hafisens Bringet Stoff zu klagen, Hatt' ich gestern keinen Schlaf.
71
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.57-4.57
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.57
German Translation
[1]  Freilich begreifet mich nicht der außen frömmelnde Klausner; Ihm verarge ich nichts, was er auch über mich sagt.
[2]  Gut ist was auf dem Pfad des Gemüths vor Betrachtenden herzieht, Auf geradem Weg' hat sich noch keiner verirrt.
[3]  Wunderlich ist das Spiel, wir wollen den Bauer nur ziehen, Denn auf diesem Feld zieht der Betrunk'ne nicht Schah.
[4]  Kennt ihr das hohe Gewölb mit vielen seltnen Gemälden? Noch hat auf der Welt keiner das Räthsel gelößt.
[5]  Was für Ergebung o Herr, und Dulden vergleicht sich mit meinem? Sieh mir blutet das Herz, und es entflieht mir kein Ach!
[6]  Unser Wesir fehlt wider den Styl, und die Formen des Diwans Denn die Formel durch Gott fehlet auf seinem Ferman.
[7]  Komme wer will, und Jeglicher sprech' nach seinem Belieben Freundlich und liebreich sind Pförtner und Hüter des Thors.
[8]  In die Schenke geht ein Ihr Reinen von Herzen und Geiste, Prahler und Gleisner gehört nicht auf der Trunkenen Weg.
[9]  Steht es nicht recht, so ist an meinem Wuchse der Fehler; Denn es ist dein Kleid Keinem der Andern zu kurz.
[10]  Dienen will ich dem Herrn der mir beständig gewogen, Nicht wie der Klausner und Scheih, bald mir gewogen, bald nicht.
[11]  Ehrenstellen verschmäht Hafis aus höherem Sinne: Gold und Ehre reizt liebende Herzen nicht viel.
272
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:16.1-16.1
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:16.1
German Translation
[1]  Komme zurück und sey des Herzens Seelenvertrauter,Sey der geheime Rath meines vertrauten Gemüths.
[2]  Von dem Weine, der in der Schenke der Liebe verkauft wirdSchenke Gläser mir ein, wenn's in der Fasten auch ist.
[3]  Weiser Gefährte, der du die Mönchenkutte verbrannt hast,Wende Mühe darauf, immer betrunken zu seyn.
[4]  Zu dem Freunde, der spricht: mein Herz hat deiner geharret,Sage: Lieber ich komm'! harre mit Sicherheit mein.
[5]  Aus Begier des Rubins ist mein Herz zu Blute geworden.Immer o Kästchen der Lieb' trage dies Zeichen an dir.
[6]  Daß dem Herzen des Freund's vom Gram anfliege kein Stäubchen.Fließet ihr Thränen dem Brief, fließet in Strömen ihm nach.
[7]  Du verlangest Hafis den Welten zeigenden Spiegel,Halte dich an den Wesir unseres anderen Dschems.
385
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:29.4-29.4
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:29.4
German Translation
[1]  Bring', o Herr, den Moschushirschen Nach Choten zurück! Bringe diese hohe Ceder Auf die Flur zurück.
[2]  Lindre mein verderbtes Schicksal Nur mit einem Hauch, Bringe die entfloh'ne Seele Zu dem Leib zurück!
[3]  Gott! der Mond, die Sonne kommen Auf dein Wort zurück, Bring' daher, mein Mondgesichtchen Wieder mir zurück.
[4]  Aus Begier nach den Rubinen Sind die Augen Blut, Herr, o bring' das Glücksgestirn Glänzend uns zurück!
[5]  Fliege, fliege, guter Vogel, Aus dem Paradies, Bring' der Raben und der Krähen Worte zum Anka!
[6]  Ohne dich mag ich nicht leben, Dieses ist mein Wort, Hör' auf meine Worte, Bothe, Bothschaft bring' zurück!
[7]  Bring' der Freundinn, die zur Heimath Meine Augen hat, Aus der Fremde wieder in ihr Vaterland zurück.
131
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.32-10.32
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.32
German Translation
[1]  O komm, des Himmels Türke hat Die Fastenzeit zum Raub gemacht, Ein Zeichen hat der neue Mond Zum Kreiselauf dem Glas gemacht.
[2]  Nur jenem gilt das gute Werk Der Wallfahrt, und der Fastenzeit, Der von dem Staub der Schenke her Der Liebe hat Besuch gemacht.
[3]  Der Winkel in der Schenke ist Das eigentliche Vaterland; Mit Gütern sey belohnt von Gott Der Mann, der diesen Bau gemacht. Wie lieblich ist nicht das Gebet, Wenn erst zuvor aus Herzensgram Der Liebende mit Thränenfluth, Mit Blut die Reinigung gemacht.
[4]  Was ist der Preis für den Rubin Des Weines anders als Vernunft? Komm! Es gewann ein jeder noch, Der diesen Waarentausch gemacht.
[5]  Vor dem Altare dieser Brau'n, Kann nur derjenige mit Recht Verrichten ein Gebet, der eh' Mit Blut die Reinigung gemacht. Wenn die Gemeinde heut vielleicht Noch dem Imame klagen soll, So geht ihr Nachricht, daß mit Wein Er Flecken in sein Kleid gemacht.
[6]  Schad'! daß die blinzende Narziß Vom Aug' des Scheihs unsrer Stadt, Auf alle Hefetrunkne heut Solch einen Seitenblick gemacht.
[7]  Sey dankbar deinem eignen Aug', Weil das Gesicht des Freund's du schaust, Das Auge hat, was es gemacht, Stets mit Behutsamkeit gemacht.
[8]  Du höre von Hafis, und nicht Vom Prediger, der Liebe Wort, Wiewohl er seine Predigten Sehr wohlberedt und künstlich macht.
489
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:32.61-32.61
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:32.61
German Translation
[1]  Es strahlt in deinem Angesicht Der Herrschaft Schimmer, In deinem Sinn verstecket sich Die Weisheit Gottes.
[2]  elobt sey Gott, es hat dein Kiel Mit einem Tropfen Geöffnet hundert Quellen Licht Im Reich des Glaubens.
[3]  Der Schimmer Gottes strahlet nicht Auf Ahrimanen, Du hast das Reich, du hast den Ring, Herrsch' nach Belieben.
[4]  Wer über Salomons Gewalt Noch Zweifel heget, Dem lachet in das Angesicht So Fisch als Vogel.
[5]  Es setzt der Falke zwar auf's Haupt Ein kleines Häubchen, Doch wissen Herrscherrecht und Brauch Des Kafes Vögel.
[6]  Das Schwert, das selbst der Himmel tränkt Mit seinem Wasser, Erobert eine ganze Welt, Doch ohne Heere.
[7]  Es schreibet deine Feder schön Für Freund' und Feinde; Des Freundes Leben wird vermehrt, Des Feinds vermindert.
[8]  Du hast in dir das Element Des Steins der Weisen; Dein Glück ist von des Unglücks Sturm Sehr weit entfernet.
[9]  O Schenke, bringe mir ein Glas Vom Haus des Wirthes, Daß ich mir von dem Klosterstolz Die Kleider wasche. Seit daß die Herrschaft Anfang nahm Bei Adamssöhnen, Hat Keiner dieses noch so gut Wie du begriffen. Der Himmel thuet nichts zu leid Den reinen Engeln, Auf mich häuft sich des Unglücks Last O meine Zuflucht.
[10]  Mein Glas ist schon durch lange Zeit Geleert vom Weine, Sieh, so beginn' ich den Proceß, Der Vogt sey Zeuge.
[11]  Wenn deines Schwertes Funkelschein In Schachten fiele, So würden die Rubinen selbst Davor erblassen.
[12]  Ich weiß, daß du Erbarmung hast Mit Nachtdurchwachern. O frag' den Ost, er saget dir, Wie es mir gehet.
[13]  Hat der Empörung Wetterstrahl Bei Menschen eingeschlagen, Wer fraget ums Gebrechliche Von unsern Sünden.
[14]  Hafis sey gegen deinen Schah Nicht ungehalten, Wenn der dir auch den Namen raubt, So komm' zurücke! O du der Gnaden Zufluchtsort, Du Huldverspender! Erbarme dich, viel Unglücks kam Auf diesen Armen.
10
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:1.10-1.10
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:1.10
German Translation
[1]  Unser Scheich wallte gesternAus dem Bethaus in die Schenke.O ihr frommen Männer saget,Was ist uns forthin zu rathen?
[2]  Wie doch können wir die JüngerDas Gesicht zur Kaaba wenden,Wenn der alte Vater ScheichSelber in die Schenke gehet!
[3]  Ey so lasset mit dem WirtheUns gemeine Sache machen!Denn so wars von EwigkeitenIn das Schicksalsbuch geschrieben. Sieh ein Windhauch in die LockenHat die Welt für mich verfinstert!Dieses also ist der NutzenDen mir deine Locken bringen. Ruhe hatte sich mein HerzIn dem Netze aufgefangen,Sieh da rollten auf die Locken,Und entflohen war die Beute.
[4]  Wüßte der Verstand, wie seligHerzen in den Locken ruhen,O! es würden die Verständ'genUnsrer Bande wegen närrisch.
[5]  Einen Vers vom SchönheitskoranHat mir dein Gesicht enthüllet.Deßhalb athmen meine VerseHohe Schönheit, reine Anmuth.
[6]  Können meine FeuerseufzerUnd die Gluthen meines Busens,So die ganze Nacht durch brennenNicht dein steinern Herz bewegen!
[7]  Sieh Hafisens Seufzer-PfeileSind zum Himmel aufgeflogen,Haben Mitleid mit demselben,Fürchte dich vor meinen Pfeilen.
226
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.127-10.127
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.127
German Translation
[1]  Ich fürchte, daß durch meine Thränen Der Schleier zerrissen wird, Daß mein versiegeltes Geheimniß Den Leuten entdecket wird.
[2]  Man sagt, daß durch Geduld der Kiesel, Zuletzt zum Rubin wird, Wohl wahr! daß durch das Blut des Herzens Er röthlich gefärbet wird.
[3]  Ich will mit Weinen und Flehen Nun einmal zur Schenke geh'n, Vielleicht daß von der Hand des Grams Die Seele befreyet wird.
[4]  Von allen Seiten flogen Pfeile Von meinem Gebete ab, Vielleicht daß einer von denselben Doch etwas erzielen wird. Die Schwelle des Pallasts der Herrschaft, Die du, o mein Mond! bewohnst, Sie ist die Werkstatt, wo aus Köpfen Der Mörtel zubereitet wird.
[5]  O Seel', erzähle unsre Sage Von neuem dem süßen Freund, Doch sag' ihm so, daß nichts davon Vom Ostwind gehöret wird. Wenn alles nicht nach Wunsche gehet, So kümmere du dich nicht, Ich danke Gott, daß, statt des Bösen Nichts Böseres auf dich kömmt. Mein Herz, geduldig trage Alles, Betrübe dich nicht, weil doch Zuletzt aus diesem Abend Morgen, Und Licht aus dem Schatten wird.
[6]  Es ward durch deinen Stein der Weisen Mein Antlitz in Gold verkehrt, Indem durch deine Huld selbst Erde In Goldstaub verwandelt wird.
[7]  Der Stolz des Nebenbuhlers bringt mich In Staunen und Aengstlichkeiten, O Herr! verhindre, daß ein Bettler In Ehren gehalten wird. Du hohe Ceder, bist so störrig, Du pochest auf deinen Wuchs, Zu dem von meinen kurzen Händen Nie eine gelangen wird.
[10]  Ist seiner Locken Moschusschleier In deinem Besitz, Hafis, So schweige still, weil sonst vom Ostwind Die Nachricht vernommen wird.
150
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.51-10.51
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.51
German Translation
[1]  Wenn von diesem Wein der Schenke In das Glas wirft, Er in Trunkenheit die Weisen Ganz gewiß wirft.
[2]  Wenn er zu des Haares Stricken Korn des Maals legt Er gewiß die Vögel alle In das Netz wirft.
[3]  O des Glückes, wenn der Trunkne Nicht mehr recht weiß, Ob er zu den Füßen Turban Oder Kopf wirft.
[5]  Strebe, Tugend zu erwerben, Wenn es Tag ist. Weil das Trinken an dem Tage Rost auf's Herz wirft.
[6]  Für die Trinker ist der Morgen Dann im Vollglanz, Wenn der Abend seinen Schleier Auf die Welt wirft.
[7]  Hüt' dich, daß du mit dem Vogte Jemals Wein trinkst. Weil er, wenn er Wein getrunken, Stein' in's Glas wirft.
[8]  Heb' Hafis gemuth den Scheitel Bis zur Sonn' auf, Wenn dein gutes Glück den Vollmond Dir zum Loos wirft.
53
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.39-4.39
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.39
German Translation
[1]  Ich bins, der die Schenk' ins Kloster verkehrt, Worte des Wirths sind die Morgensegen.
[2]  Tönt die Laute keinem Morgengesang, Aergre dich nicht, mein Gesang ist Reue.
[3]  Lieber will ich seyn dein Bettler als Fürst, Daß du mich quälest, ist mir Ruhm und Ehre.
[4]  In Moscheen und Schenken ist dein Genuß Meine Begier; Gott ist Zeuge dessen!
[5]  Es zerstör' der Tod mein Lebensgezelt. Aber ich flieh' nicht vom Thor' des Glückes.
[6]  Auf der Sonne wohn' ich, seit mein Gesicht Unter der Thür' meiner Freundinn lieget,
[7]  Ist die Sünde gleich nicht unsere Wahl, Sage Hafis: Sünde dennoch ist es.
305
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:27.4-27.4
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:27.4
German Translation
[1]  Ich habe nie vor deiner ThürNoch meine Wangen abgewendet,Durch Gottes Gnade hab' ich michDerselben nicht zu schämen.
[2]  Ich fieng an in der RosenzeitDer Reu' des Trinkens mich zu schämen,Und doch soll Niemand deß, was erNicht recht gethan sich schämen.
[3]  Es ist die EingezogenheitAuf meinem Wege nur ein Fallstrick,Denn ich will mich der Schönen nichtUnd nicht der Schenken schämen.
[4]  Die Freundinn wird ob ihrer HuldMit Fragen mich vielleicht verschonen,Mich kränkt die Frage und ich mußDer Antwort mich nur schämen.
[5]  Des Blutes halb, das gestern nachtsGeflossen ist von meinen Augen,War vor den Nachtgesichtern ichIm Falle mich zu schämen.
[6]  it allem Recht hängt die NarzißDen Kopf auf eine Seite nieder,Sie muß sich vor des Liebchens Aug'Sobald es zürnet, schämen.
[7]  Es überscheint der Sonnenglanz,Der Glanz von deinem Angesicht,Gott sey gelobt! ich habe michVor dir doch nicht zu schämen. Warum, lacht wohl das Glas voll WeinSo giftig zwischen deinen Lippen?Es muß vor dem Rubin des MundsDer Wein gewiß sich schämen. Die Perle hat ihr AngesichtVersteckt im Schleier einer Muschel;Denn vor den Perlen des GesangsMuß sie sich billig schämen. D
312
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:28.4-28.4
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:28.4
German Translation
[1]  Komm' o Schenke jetzt sind die Tage der Rosenzeit,Jetzt sind die Tage der Freude.Bring' den Becher heraus, weiters bekümmreDich ums minder und mehr nicht.
[2]  Frohe Kunde, das Heil ist nun gegönnt mit RechtDen Bewohnern von SalemWer die mächtige Huld dankbar erkennt und schätztLobt und preiset den Herren.
[3]  Wo? o wo ist der Both', welcher hievon heut unsFreudenkunde gegeben?Daß statt Silber und Gold hin auf die Erde ichStreuen möge die Seele.
[4]  Welche schönre Gestalt nehmen die Dinge nunDa der Kaiser zurückkehrt.Was der Feind durch Betrug Arges geschmiedet hat,Ist zu Wasser geworden.
[5]  Wer Verträge zerstört wird vom gerechten Loos,Scharf gezüchtiget werden.Von Vernünftigen ward Bund und Vertrag von jeHoch und heilig gehalten.
[6]  Freilich hatte der Feind auf der ErbarmungenWolken Hoffnung gegründet,Aber ausser der Fluth, welche den Augen entströmt,Hat er keine gesehen.
400
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:29.19-29.19
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:29.19
German Translation
[1]  Mein hohes Liebchen, voll Liebkosungen, Hat die Enthaltsamkeit mir abgekürzt.
[2]  Siehst du, was Alter, Tugend, Wissenschaft Mir angethan hat, sprach ich zu dem Liebchen.
[3]  Ich fürchte meiner Frömmigkeit Ruin. Der Brauen Hochaltar raubt mir die Ruhe.
[4]  Die Thränen haben mich in Gluth gestürzt, Sie haben mein Geheimniß ausgeplaudert.
[5]  Mein Freund ist trunken, denk' des Freundes nicht. Der Schenke gnädig für die Armen lebe.
[6]  O Herr! wann weht der Hauch des Morgenwinds, Durch dessen Duft ich einst gerettet werde?
[7]  Ich mahl' ein Bild auf meiner Thränen Fluth, Wann wird, o Herr! das Bildliche erst wirklich?
[8]  Wie Kerzen lächelnd wein' ich über mich. O steinern Herz, was macht die Fluth und Flamme!
[9]  O Mönch! Nichts kömmt aus dem Gebet heraus, Viel besser ists, bey Tag und Nacht zu trinken.
[10]  Der Gram verzehrt Hafisen, sag's, o Wind! Dem Schah, der Freunde nährt, und Feinde sengt.
193
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.94-10.94
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.94
German Translation
[1]  Ueber meines Liebchens Aeugeln Staunen alle Unerfahrne, Ich bin so wie ich erscheine, Während sie es anders wissen.
[2]  Weise sind zwar sonst das Mittel, Von der ganzen Schöpfung Kreise; Doch die Liebe weiß, daß selbe In dem Kreise sich oft drehen.
[3]  Nicht mein Aug' allein betrachtet Die Liebkosungen der Wangen, Mond und Sonne machen immer Diesem Spiegel ihren Kreislauf.
[4]  Gott der Herr hat meine Tage An Süßlippichte gebunden, Ich bin ihr ergebner Sklave, Sie allein sind meine Herren.
[5]  Wir sind ganz zu Grund gerichtet, Wünschen dennoch Wein und Sänger, Ach! wenn die befleckte Kutte Nun der Wirth zum Pfand nicht nähme.
[6]  Zu dem Lichtgenuß der Sonne Kann ein Blinder nicht gelangen, Weil vor diesem Spiegel Seher Selbst verblendet niederfallen.
[7]  Was ist das, mit Liebe prahlen, Und zugleich auf Freunde schmählen, Solche Liebende verdienen, Mit der Flucht gestraft zu werden.
[8]  Jeder kann von deinen schwarzen Augen lernen einen Kunstgriff, Denn nicht Jeder kann im Rausche Die Enthaltsamkeit bewahren.
[9]  Wenn zum Sammelplatz der Geister, Deinen Hauch der Ostwind brauchet, Streuen sie Verstand und Seele, Als ob es nur Locken wären.
[10]  Freilich kann den Rausch Hafisens, Nicht der Eremit verstehen, Denn der Teufel flieht vor jenen Leuten, die den Koran beten.
[11]  Wenn von meinen Herzensplanen Schenkenjungen Nachricht hätten, Würden sie der Frommen Kutten Nimmermehr zum Pfande nehmen.
140
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.41-10.41
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.41
German Translation
[1]  Fortgegangen ist der Freund, Hat uns Verlornen nicht kund es gethan, Hat nicht seines Freunds der Stadt, Seiner Gefährten Erwähnung gethan.
[2]  Sieh', entweder hat mein Glück, Sich von dem Wege der Liebe verirr't, Oder von dem wahren Weg Hat mein Geliebter den Absprung gethan.
[3]  Zu mir selber sprach ich dann: Ha! vielleicht wird er durch Thränen erweicht, Aber auf den harten Stein Haben die Thränen nicht Eindruck gethan. Meinem Herzen hat der Schmerz Schwingen und Fittiche gänzlich zerknickt, Doch verliebte Thorheit wird Nimmer aus meinem Gemüthe gethan.
[5]  Wer geseh'n hat dein Gesicht, Küßet mit Freunden mein sehnendes Aug', Denn mein Auge hat noch nichts Ohne die reifste Betrachtung gethan. Sieh! es wird Hafisens Kiel Mit der gespaltenen Zunge gewiß, Niemanden sich anvertraun, Bis er Verzicht auf das Leben gethan.
[6]  Aufzuopfern stand ich da, Ihm zu gefallen, wie Kerzen den Geist, Aber Er hat, wie der Ost, Mir im Vorbeygeh'n nicht freundlich gethan.
173
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.74-10.74
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.74
German Translation
[1]  Beim Gebet sind mir Deine Brau'n in Gedanken gekommen. Vom Altare her Ist mir Klagen und Wehe gekommen.
[2]  Du verlang' von mir Herzensruh', und vernünftige Art nicht. Alles, was du sahst, Haben Winde zum Spiele bekommen.
[3]  Rein ist nun der Wein, Und die Vögel der Flur sind betrunken. Liebesodem weht Und die Lieb' ist in Vorschein gekommen.
[4]  Ich vernehme nun Guten Duft von dem Laufe der Zeiten, Rosen bringen Lust, Und der Ostwind ist fröhlich gekommen.
[5]  Du beklage nicht Neuvermählte der Tugend! dein Schicksal, Schmück' dein Kämmerlein, Denn der Bräutigam ist nun gekommen.
[6]  Jene Mädchenschaar Die zum Reiche der Pflanzen gehöret, Ist in sich verhüllt, Meine Schöne ist offen gekommen.
[7]  Alle Bäume sind Mit der Bürde der Zweige belastet, Schön ist die Cypreß, Die mit Freyheit davon ist gekommen.
[8]  Sänger sing' ein Lied, Von den lieblichen Liedern Hafisens, Daß ich sagen kann: Lust sey mir in Erinnerung gekommen.
265
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:13.8-13.8
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:13.8
German Translation
[1]  Nach den Lippen bleibt mein WunschUnerfüllt noch immer,Harrend deinem GlasrubinTrink' ich Gram noch immer.
[2]  An dem Tag des Looses stahlMir dein Haar den Glauben,Ach! ich harre auf das EndDieser List noch immer.
[3]  Schenke gib den Hefen mirDieses Feuerwassers.Denn in der gekochten KreisBin ich roh noch immer.
[4]  Ich verglich dein Haar bei NachtEinstens mit dem MoschusJedes Haar sticht mich dafürWie ein Schwert noch immer.
[5]  Deinen Schimmer sah bei mirEines Tags die Sonne,Seitdem geht dem Schatten gleichVon der Thür sie nimmer.
[6]  Eines Tags entfiel dem FreundUngefähr mein Name,Seht mein Name haucht seitdemSeelenduft noch immer.
[7]  Vom Rubin der Lippen trankIch am Tag' des Looses,Von dem Hefen dieses TrunksTaumle ich noch immer.
[8]  Gieb die Seele, sprachst du mirDaß du ruhig seyest,Sieh' ich gab sie ab dem SchmerzRuhe fehlt noch immer.
[9]  Seit Hafisens Feder schriebVom Rubin der Lippen,Träuft des ewgen LebensquellAus der Feder immer.
32
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.18-4.18
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.18
German Translation
[1]  Gott hat deiner Augenbrauen Schöne Formen gebunden, Er hat meines Lebens Freude An dein Lächeln gebunden.
[2]  Er hat mich und die Cypreße In die Erde gesenket, Seit er den Narzißenstiel nach Deinem Wuchse gebunden.
[3]  Hundert Herzensrosen werden Durch den Ostwind eröffnet, Die durch Sehnsucht verbunden.
[4]  Deine Banden trag' ich, und der Himmel ist es zufrieden, Doch umsonst! der Faden ist an Deinen Willen gebunden.
[5]  O zerdrück' mein armes Herz nicht, Wie den Beutel des Moschus, Denn es ist mit deinen Locken Kraft Verträgen verbunden.
[6]  Ach du schenkest auch andern Leben, Zarter Hauch des Genusses, Sieh den Irrthum, sieh ich glaubte Mich an Treue gebunden.
[7]  Deiner Strenge müde sprach ich: Aus der Stadt will ich fliehen, Flieh Hafis, so sprachst du lächelnd, Flieh, dein Fuß ist gebunden.
217
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:10.118-10.118
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:10.118
German Translation
[1]  Ihr Moslimen, es war Ein Herz mein eigen einst, Dem ich immer geklagt, Was Schwieriges mir war.
[2]  Wenn in Wirbel ich fiel Durch meines Auges Fluth, Wußt' ich, daß mir durch ihn Noch Rettungshoffnung war.
[3]  Ein mitleidiges Herz Und ein erfahrner Freund, Welcher Schützer und Schirm Von allen Herzen war, Der in jeglichem Fall, Für mich verwirrten Mann, Ein geschickter Gefährt Ein weiser Helfer war.
[4]  Diesen Retter verlor Ich in der Liebe Land. Welch' ein räuberisches Land, O Herr! dasselbe war! Meinen Augen entfloß Darum ein Zährenstrom, Wenn gleich zu dem Genuß Die Möglichkeit nicht war.
[5]  Mangel folget zwar oft Der Tugend im Geleit, Aber seht mich und sagt, Ob einst ein Aermrer war.
[6]  O erbarmet, erbarmt Euch dieses Trunknen hier, Der ein stattlicher Mann In seinen Tagen war.
[7]  Meiner Lieder erwähnt Man nun in jedem Kreise, Seit die Liebe für mich Des Wortes Quelle war.
[8]  Sage fürder mir nicht, Hafis ist tief gelehrt, Denn ich hab' ihn geseh'n, Unwißend, wie er war.
26
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-far1:4.12-4.12
urn:cts:farsiLit:hafez.divan.perseus-eng1:4.12
German Translation
[1]  Mit zerwühlten Locken, Mit lächelndem Munde und trunken; Mit zerrißnem Hemde, Das Glas in den Händen, und singend,
[2]  Mit aufrührerischen Narzißen und zauberhaften Lippen Kam zu meinem Bette Um Mitternacht meine Geliebte.
[3]  Hielt ihr liebes Köpfchen Geschmeidig zum Ohre mir hin, und Sprach mit leiser Stimme: Mein alter Verehrer schläft noch?
[4]  Wann der Weise, welchem Ein ähnlicher Schlaftrunk gereicht wird, Nicht den Wein anbetet, So ist er ungläubig der Liebe.
[5]  Geh' o frommer Klausner Und spotte der Trinker mit nichten, Denn am Tag des Looses Ward ihnen nichts Anders beschieden.
[6]  Was uns eingeschenkt ward Haben wir redlich getrunken, Wars nun Nektar oder Ein dampfender Wein für Berauschte.
[7]  An dem Weinglas und an Gekräuselten Locken der Schönen, Wie viel Reue zerscholl, gleich Der Reue Hafisens an selben!