[1] O Schönheit aus des Himmels Kreis,
Wer lüftet deinen Schleier!
O Vogel aus dem Paradies,
Wer giebt dir Korn und Wasser?
[2] Der Schlaf entfloh aus meinem Aug'
Vom brennenden Gedanken,
In wessen Arm, an wessen Brust
Des Nachts du liegst und ruhest.
[3] Du fragst nicht viel um den Derwisch,
Deßwegen fürcht' ich wahrlich,
Du denkest nur auf heute stets,
Und nicht auf gute Werke.
[4] Dein trunknes Auge hat am Weg
Die Liebenden gemordet,
Wer dächte wohl von deinem Wein,
Daß er so mördrisch wäre.
[5] Verfehlet hat der Wimper Pfeil
Mein Herz, worauf er zielte,
Eröffne mir, was denkest du,
Nun weiter noch zu machen.
[6] Nie drang mein Klagen und Geschrey
Hinauf zu deinem Ohre,
Daraus Geliebter seh' ich wohl,
Wie hoch du bist erhaben!
[7] Von dieser Wüste führet weit
Der Wasserschein den Wandrer;
Gieb acht, daß dich Gespenster nicht
Darinnen irre führen.
[8] Mein Herz! mit welchem Angesicht
Wirst du im Alter wandeln,
O sieh! du hast der Jugend Zeit
Blos in dem Wind vergeudet.
[9] Pallast, der du entflammst das Herz,
Du Aufenthalt der Freundschaft,
Von dem Verfalle soll der Herr
Auf immer dich bewahren!
[10] Hafis ist ja kein neuer Sklav,
Der vor dem Herren fliehet,
Sey gnädig, kehr' zu mir zurück,
Dein Zorn hat mich zerstöret.